16.07.2019 | Research

Systemische Risiken durch ETFs

Die zunehmende Verbreitung von ETFs hat zu Bedenken hinsichtlich systemischer Risiken durch diese Instrumente geführt. Marco Pagano, Antonio Sánchez Serrano und Josef Zechner identifizieren in einem Researchpaper des European Systemic Risk Board vier wesentliche Gründe hierfür. Erstens ermöglicht die Verfügbarkeit liquider ETFs Investoren in normalen Marktphasen, große kurzfristige direktionale Positionen in einzelnen Asset-Klassen aufzubauen, die die Volatilität der unterliegenden Assets und deren gleichgerichtete Entwicklung steigern. Dies kann vor allem in Phasen von Marktstress zu Risiken führen, wenn diese Positionen liquidiert werden sollen. In besonderem Maße gilt dies für illiquide unterliegende Assets und bei gehebelten ETFs. Der zweite Grund ist, dass sich in Stressphasen die Preise der ETFs von den Preisen der unterliegenden Assets entfernen können, weil der Arbitrage-Mechanismus gestört ist. Daraus resultierende Notverkäufe können die Entwicklung weiter destabilisieren. Eine mögliche positive Folge hieraus wäre allerdings, dass die Preise der unterliegenden Assets durch Marktstress weniger beeinflusst würden. Damit könnte die Lösung der ETF-Preise von denen der unterliegenden Wertpapiere sogar eine Reduzierung des systemischen Risikos bewirken.


Quelle: Ben-David et al., 2017

Drittens erlauben es ETFs Anlegern, große, korrelierte Exposures aufzubauen. Wenn diese gehebelt sind, ergeben sich daraus Ansteckungsrisiken bei Marktturbulenzen. Zu guter Letzt nennen die Autoren operationelle Risiken, beispielsweise Kreditrisiken bei Swap-ETFs oder Leihgeschäften, sowie die Möglichkeit von Veruntreuungen. Bei Eintritt solcher Risiken kann es zu Vertrauensverlusten und umfänglichen Verkäufen kommen, die zu entsprechenden Preisreaktionen der Fonds und unterliegenden Assets führen würden. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Konzentration im ETF-Markt von Bedeutung.  


Quelle: ETF.com, Morningstar, Pagano, Serrano, Zechner, 2019


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