06.09.2021 | Research

Auswirkungen von Tweets auf die Aktienmärkte

Ein Autorenteam des Leibniz Institute for Financial Research SAFE untersucht in einem Researchpaper die Auswirkungen von Donald Trumps Tweets auf die Aktienmärkte und welche Rückschlüsse sich auf die Markteffizienz ziehen lassen.

Twitter ist ein schnelllebiger und ungefilterter Übertragungskanal von Informationen und wird auch von Regierungsentitäten genutzt. Um die Rolle sozialer Medien und die Auswirkung von Social-Media-Posts auf die Kapitalmärkte, d. h. auf die Marktrenditen, die Volatilität und das Handelsvolumen zu messen, wurden die Tweets von einem der prominentesten Ex-Twitter-Nutzer herangezogen: Donald J. Trump. Dieser hat Zugang zu geschützten oder klassifizierten Informationen, die nicht oder erst später über traditionelle offizielle Kanäle veröffentlicht werden. Für die Analyse wurden rund 1400 Tweets vom 8. November 2016 bis 31. Dezember 2018 zur US-Wirtschaft nach Themen sortiert und ihre textliche Stimmung mithilfe von Maschine-Learning-Algorithmen klassifiziert.

Um die Auswirkungen der Tweets auf den Aktienmarkt zu quantifizieren, wurde eine Reihe von Methoden eingesetzt. Zunächst wurden hochfrequente Renditen und Handelsvolumina des börsengehandelten S&P 500-Fonds (SPY ETF) und Änderungen des VIX-Index (VIX) auf Basis von minütlichen Daten untersucht. Aus zwei Gründen sind ETFs für eine solche Analyse gut geeignet: erstens, sind es sehr liquide Instrumente, die schnell und präzise neue Informationen reflektieren sollten und zweitens, sind sie zugänglich für private und institutionelle Investoren gleichermaßen. Die primäre Analyse wurde in einem 30-Minuten-Fenster vor und nach jedem Tweet und ähnlichen Zeitfenstern an Referenztagen durchgeführt.

Die Autor*innen kamen zu dem Schluss, dass Trumps Tweets keine unmittelbare Marktreaktion auslösten, sondern der Ex-Präsident lediglich auf bereits bestehende Markttrends reagierte. Das Ergebnis wurde durch eine Sample-Regression untermauert.


Quelle: Abdi, Kormanyos, Pelizzon, Sherman, Simon (2021)
 
Die Ausnahme waren Tweets über die Handelskriege zwischen den USA und China und die Haltung der USA zur NAFTA und die Beziehungen zu den nordamerikanischen Handelspartnern, vor allem Mexiko, da Trump direkt in die Entscheidungsfindung oder Verhandlungen involviert ist; sie hatten kurzfristige Auswirkungen auf den Markt. Daraus schließen die Autor*innen, dass die Tweets zwar Nachrichtenquelle genutzt wurden, aber die Marktakteure einzelne Tweets sorgfältig nach ihrem Informationsgehalt abwägen und der Markt in dem Maße effizient zu sein scheint.

 

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