07.03.2023 | Research

Sentiment-Indikator zur BIP-Prognose

Ein Team um Jules van Binsbergen von der University of Pennsylvania hat in einem Research Paper die Möglichkeiten der Nutzung von Economic Sentiment zur Konjunkturprognose untersucht. Die Autoren nutzen ein Sample bestehend aus 13.000 lokalen US-Zeitungen der vergangenen 170 Jahre mit insgesamt rund 1 Mrd. Artikeln. Zur Auswertung wird eine Machine-Learning-Methode herangezogen, die die Bedeutung von Wörtern und Formulierungen aus dem Kontext erschließt und dabei nicht nur positive oder negative Konnotationen unterscheidet, sondern ein kontinuierliches Spektrum für das Sentiment ableiten kann.

Das Sentiment-Maß eignet sich zur Prognose des künftigen Pro-Kopf-BIP-Wachstums: Steigt das Sentiment um eine Standardabweichung, geht dies mit einem BIP-Wachstum von 2 % über das kommende Jahr einher. Für den Zeitraum, in dem Daten zur Zinskurve vorhanden sind, die ein Rezessionsindikator ist, geht eine Sentiment-Steigerung um eine Standardabweichung mit einem BIP-Wachstum von 0,25- bis 0,42 % im folgenden Quartal einher. Dieser Zusammenhang von BIP-Wachstum und Sentiment bleibt auch bestehen, wenn die Konjunktur-Konsensprognose berücksichtigt wird, was impliziert, dass der Sentiment-Indikator zusätzliche Informationen abbildet.



Quelle: van Binsbergen, Bryzgalova, Mukhopadhyay, Sharma, 2022


Im nächsten Schritt wird zwischen aktuellem und zukünftigem Sentiment unterschieden. Die Ergebnisse werden im Wesentlichen von den zukunftsgerichteten Komponenten des Sentiment-Indikators getrieben. Weiterhin zeigen die Autoren, dass insbesondere die arbeitsmarktbezogenen Daten relevant sind, der Indikator also vor allem Beschäftigung, Konsum und Dienstleistungen prognostiziert, weniger Investitionen oder Industrieproduktion. Analog ist der Sentiment-Indikator geeigneter für die Realwirtschaft als das Finanzwesen.



Quelle: van Binsbergen, Bryzgalova, Mukhopadhyay, Sharma, 2022


Zuletzt wird gezeigt, dass das Sentiment auch für die Ebene einzelner US-Bundesstaaten verwendet werden kann. Über die einzelnen Bundesstaaten zeigt sich eine erhebliche Heterogenität des Sentiments. Lediglich 35 % der Streuung sind von der gemeinschaftlichen US-Komponente abhängig. Der Sentiment-Indikator auf Bundesstaaten-Ebene prognostiziert die lokale BIP-Veränderung auch unter Berücksichtigung von nationalem Sentiment und nationalem und lokalem BIP-Wachstum.

 

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