03.08.2021 | Research

Auswirkungen einer Modifizierung von ESG-Scores

ESG-Scores werden zu einem maßgeblichen Faktor im Investitionsprozess und damit einhergehend stellen sich Fragen zu deren Zuverlässigkeit, Konsistenz und Qualität. Florian Berg, Kornelia Fabisik und Zacharias Sautner analysieren in einem Working Paper des European Corporate Governance Institute (ecgi) die Implikationen, die eine Veränderungen der Methodik von ESG-Ratings haben können.

Die Grundlage bilden ESG-Scores von fast 30.000 Unternehmen für den Zeitraum 2011 bis 2017. Die Daten umfassen sowohl allgemeine ESG-Scores als auch die einzelnen Subscores E, S und G. Die Daten wurden im Jahr 2018 und dann erneut  im Jahr 2020 heruntergeladen. Am 6. April 2020 wurde die Methode zur Errechnung der ESG-Scores modifiziert, wodurch sich auch rückwirkend die ESG-Scores vieler Unternehmen veränderten.

Die ESG-Scores variierten für die gleichen Jahre stark zwischen den beiden Datenversionen. Bei 13 % der Unternehmen war der neue ESG-Score höher als der ursprüngliche. Bei 87 % der Beobachtungen erfolgte eine Herabstufung des Scores. Im Durchschnitt fiel der Gesamt-ESG-Score mit der neuen Methodik 20,6 % niedriger aus. Besonders hoch waren die Abweichungen beim Governance-Subscore, wohingegen sie bei Social gering ausfielen.

Summary Statistics

Quelle: Berg, Fabisik und Sautner (2020)

Die Modifizierung der Scores hat große Auswirkungen auf Analysen, die ESG-Scores mit der Unternehmensperformance oder Aktienrenditen verknüpfen und verändert die Positionierung von Unternehmen in ESG-Quantilen. Bspw. beeinflussen die ESG-Score-Abweichungen das ESG-basierte Ranking des S&P 1500. Nur zwei Drittel (68,5%) der Unternehmen konnten ihre Positionierung im Top-Dezil halten. Ähnliche Muster finden sich auch bei dem unteren Dezil und den Subscores.

Quantile Overlaps between the Initial and Rewritten ESG Refinitiv ESG Data

Quelle: Berg, Fabisik und Sautner (2020)

Die Autoren überprüfern auch im Rahmen der Covid-19-Krise, ob die Beziehung zwischen ESG-Ratings und der Unternehmensperformance davon abhängt, welche Version der ESG-Scores verwendet wird. Dafür wurden die täglichen abnormalen Renditen von High-E- und S-Unternehmen (oberes Dezil) mit Low-E und S-Unternehmen (unteres Dezil) vor und nach Covid-19 (24. Februar 2020) verglichen. Bei den initialen Sampledaten von 2018 finden sich keine Hinweise darauf, dass Unternehmen mit hohen E- und S-Scores während der Covid-19-Pandemie besser abschnitten als solche mit niedrigen. Bei einer Regression auf Basis der Daten von 2020 wiesen Unternehmen mit hohem ESG-Score eine bessere Aktienmarktperformance während der Pandemie auf als Unternehmen mit niedrigem.


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