Absolut wechselhaft...

Absolut|report 6|2005}
...war das Jahr 2005 für alle, die sich mit Alternative Investments beschäftigen. Insbesondere die Hedgefonds-Industrie erlebte - weltweit und auch in Deutschland - ein Wechselbad der Gefühle. Hingegen erfreute sich, trotz Heuschreckendebatte, die Private-Equity-Industrie einer so starken Nachfrage, dass eine Rekordmeldung die nächste jagte.
Die Heuschrecken-Debatte klebte das ganze Jahr über wie ein Stigma an der Industrie. Obwohl ja eigentlich die aktiven Finanzinvestoren aus dem Private-Equity-Bereich gemeint waren, wurde vor allem den eher trading-orientierten Hedgefonds dieses Label angeheftet. Zusammen mit der schwachen Performance der Industrie im ersten Halbjahr 2005 und den Gerüchten um hohe Verluste einiger Hedgefonds im Zuge der Automobil-Krise war es für viele Anbieter schwer, den Nutzen von Hedgefonds weiter in die breite Anlegerschicht zu tragen. Die Performance erholte sich bis zum Ende des Jahres wieder deutlich, was jedoch in der Presse weitgehend unerwähnt blieb, bis es erneut zu negativen Meldungen im Zusammenhang mit einer möglichen Regulierung von Hedgefonds in Deutschland bzw. auf internationaler Ebene kam.
Interessant ist, dass Private Equity und auch Asset-Backed-Securities (ABS) stark an Zuspruch gewannen, obwohl gerade hier Transparenz und Liquidität gering sind sowie eine Bewertung der zugrunde liegenden Strategien und Assets wesentlich schwieriger ist, als bei vielen Hedgefonds-Strategien. Das ist wieder einmal ein Beispiel dafür, wie erklärungsbedürftig Hedgefonds-Investments sind und wie schwer sich gerade deutsche Investoren tun, Chancen und Risiken alternativer und traditioneller Kapitalanlagen angemessen zu bewerten und aktive Trading-Strategien als sinnvolle, auch moralisch akzeptable Kapitalanlageform zu akzeptieren. Der Begriff der Spekulation ist nach wie vor negativ besetzt und kann den Befürwortern von Hedgefonds-Investments auf Seiten der Investoren schnell negativ ausgelegt werden, wenn die Erwartungen mal nicht erfüllt werden. Dabei implizieren Hedgefonds nicht das blinde Spekulieren ?auf Teufel komm raus?. Bei den erfolgreichen und ernsthaften Playern am Markt handelt es sich vielmehr um eine strategische Vorgehensweise, mit den Mitteln der Finanz- und Kapitalmärkte fremdes Vermögen durch aktives Risikomanagement so einzusetzen, dass vorhandene Ineffizienzen ausgenutzt und gleichzeitig Risikoprämien systematisch verdient werden können, ohne der Gefahr drastischer Verluste permanent ausgesetzt zu sein. Die Balance von Chance und Risiko zu halten und dabei besser zu sein als die Konkurrenten, das macht einen erfolgreichen Hegdefonds-Manager aus.

Das Absolut|report Team und ich wünschen Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2006!

Ihr Michael Busack
Herausgeber


Ausgabe: Absolut|report 6|2005