Absolut ruhig...

Michael Busack
… scheinen die Märkte alle politischen Verwerfungen und Unsicherheiten zu verarbeiten. Die Marktvolatilität ist extrem gering, und viele Investoren fragen sich, ob man der Ruhe trauen kann oder der nächste Sturm vor der Tür steht. Einige Gründe sprechen für ein Andauern, was aber nicht gleichzeitig mit hohen Renditen an den Kapitalmärkten verwechselt werden sollte.

Die institutionellen Investoren haben sich der neuen Ertragssituation an den Märken angepasst. Nicht nur sind die Portfolios stärker diversifiziert – in Deutschland vor allem im Zinsbereich –, sie sind auch in der Erwartungshaltung konservativer ausgerichtet. Gleichfalls wird stark an der Passivseite gearbeitet und die durchschnittliche Verpflichtungssituation durch Übertragung von Risiken an den Kunden kontinuierlich reduziert. Das ist gut so.

Trotzdem gleicht die Situation an der Märkten einem unharmonischen – oder sogar unheimlichen – Gleichgewicht, welches wohl primär durch die neue Rolle der Zentralbanken hervorgerufen wird. Fraglich ist, ob es jemals wieder eine Situation geben wird, in der die Marktparteien als Risikoträger die Oberhand über Wert und Preis der Kapitalgüter erlangen. Ich zweifle aktuell daran. Warum? Weil sich die global vernetzte Welt keine Finanzkrisen à la 2008/2009 mehr leisten kann und möchte.

Solange das Vertrauen in die Währung(en) stabil bleibt, Interventionen keine Inflation auslösen und die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter aufgeht, kann die kapitalistische Interventionspolitik der Notenbanken funktionieren. Die Politik muss ihre Hausaufgaben machen, die Haushalte konsolidieren und für gesellschaftliche Stabilität und Ausgleich sorgen.

Es ist eine neue Welt, in der wir leben, als Investoren und als Bürger. Wie diese aussieht, können wir nur selber im Diskurs bestimmen. Institutionelle Investoren haben heute viele Optionen, sich diversifiziert aufzustellen. In dieser Ausgabe zeigen unsere Autoren wieder einige neue Perspektiven auf.

Schöne Sommertage wünscht das Absolut-Team.

Michael Busack
Herausgeber


Ausgabe: Absolut|report 3|2017