Absolut zinslos...

Absolut|report 3|2016}
… sind deutsche Bundesanleihen inzwischen über fast das gesamte Laufzeitspektrum. Der 14. Juni 2016 wird als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem die Rendite der 10-jährigen erstmals negativ wurde. Er manifestiert das Ende aller Versuche, eine Asset Allocation zu erhalten, die auf dem risikolosen Vereinnahmen von Zinsen beruht.

Gleichzeitig zeigen die Märkte eine weiterhin enorme Volatilität sowie Verlustanfälligkeit, wie wir an der Reaktion auf die Brexit-Abstimmung gesehen haben. Vor allem die europäischen Aktienmärkte werden in nächster Zeit einer kontinuierlichen Volatilität ausgesetzt sein, was in der Summe für institutionelle Investoren heißt: keine Zinserträge und – zumindest was Europa betrifft – kaum Kursgewinne bei hoher Volatilität.

Doch statt nun in eine komatöse Passivität zu verfallen, sollten institutionelle Investoren agieren. Als „flexible Dynamik“ könnte man eine angemessene Reaktion auf die aktuelle Situation bezeichnen. Den Ausfall des risikolosen Zinses muss eine neue, breit aufgestellte und alle Asset-Klassen und Strategien berücksichtigende Diversifikation kompensieren. Der kurzfristig sichere Zinsertrag kann nur durch einen längerfristigen Anlagehorizont ersetzt werden, der die Risiken der neuen Diversifikationsmischung über die Zeit reduziert. Investoren, die strukturell groß genug sind, Private-Market-Investments, also Immobilien, Infrastruktur und Private Debt für sich einzusetzen, werden hier im Vorteil sein. Kleinere und unerfahrene Investoren, wie z.B. viele Stiftungen, werden mehr Risiken akzeptieren müssen. Also Flexibilität auf der Aktivseite. Begleitet von mehr Flexibilität auf der Passivseite. Kürzungen von Leistungen, Erhöhung von Beiträgen, das Ende der Garantiezinskultur stehen ganz oben auf der Liste.

Eine schöne neue Welt? Vielleicht, denn Veränderungen der anlageseitigen Monokultur in der institutionellen Kapitalanlage kommen nur unter Druck zustande. Und der Druck ist gerade immens hoch – und wird noch höher werden.

Finden Sie Anregungen für Veränderungen in dieser Ausgabe des Absolut|report. Nachhaltige Perspektiven bieten wir Ihnen zudem seit Mai mit unserer neuen Publikation Absolut|impact, in der es darum geht, die Wirkung von institutioneller Kapitalanlage über ESG-Kriterien zu verbessern. Auch hier gehen Investoren neue Wege – die Perspektiven erweitern sich. Die für jeden Investor richtige zu erkennen, bleibt die Herausforderung.

Michael Busack
Herausgeber


Ausgabe: Absolut|report 3|2016