Absolut langfristig...

Absolut|report 3|2013}
… sollten institutionelle Investoren investieren. Eigentlich. Nur sieht die Realität anders aus. Die Fehler der Vergangenheit, die zu einer zu starken Ausrichtung auf Zinsinvestments geführt haben und nicht zum Aufbau von stillen Reserven, führen die auf garantierten Versicherungsleistungen beruhenden Altersvorsorgeprodukte im aktuellen Kapitalmarktumfeld an ihre Grenzen. Die bei der Wiederanlage zu erzielenden Renditen sind zu gering, da die Investoren an den regulatorischen Rahmen des „Investment Grade“ gebunden sind. Wenn stille Reserven im Rentenbestand gehoben würden, um kurzfristige Auszahlungen zu optimieren, verlagert man nur die Probleme.

Die langfristigen Verpflichtungen lasten schwer auf den Bilanzen. Dabei reden wir nur von Renditen von 3,5 bis 4 % p. a. Wir reden nicht von Renditen von über 10 % p. a., wie sie über längere Zeiträume und auch in den letzten Jahren von den führenden institutionellen Anlegern erzielt wurden. Solche Renditeniveaus sind nicht mit Anleihen zu erzielen, sondern nur, wenn in Aktien und andere Real Assets auf einer Private-Market-Basis investiert wird. Das höhere Risiko einer solchen Asset Allocation muss wohlselektiert, breit diversifiziert und – das ist der entscheidende Punkt – über den Faktor Zeit entvolatilisiert und so in der Zielrendite stabilisiert werden.

Diese Langfristigkeit ist es, mit der viele institutionelle Investoren aus dem VAG-Bereich, aber auch Stiftungen und Versorgungswerke nur eingeschränkt leben können. Sie sind nur auf dem Papier langfristige Investoren, in der Realität hängen sie an der kurzen Leine. Zum Teil ist dies selbst verschuldet, denn es wurde zu wenig an den Aufbau der stillen Reserven gedacht, zum anderen ist es systemimmanent. Wer Renditen garantiert, muss liefern. Von Solvency II und seiner kruden Säule 1, die sich – zum Glück – in der Überarbeitung befindet, gingen ebenfalls kurzfristige Investitionsanreize aus.

Trotz alledem: Es muss jetzt gehandelt werden. Langfristige Investitionen lohnen sich, nicht nur für die Investoren und den dahinterstehenden Sparer, sondern auch volkswirtschaftlich. Wir – insbesondere in Deutschland – haben die Assets zur Schaffung von neuer und besserer Infrastruktur, z.B. für den Aufbau einer effizienteren und nachhaltigen Energieversorgung. Nutzen wir dieses Potenzial. Geben wir den Riesen mehr Leine. Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht zementieren. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre mit neuen Perspektiven und eine schöne und erholsame Sommerzeit.

Ihr Michael Busack
Herausgeber


Ausgabe: Absolut|report 3|2013