Absolut spanisch ...

Absolut|report 3|2011}
… kommt mir die aktuelle Situation um eine mögliche Staatspleite Griechenlands und die Beteiligung privater Investoren an einer optionalen Rettung vor. Wer heute als institutioneller Investor noch Bestände von griechischen Bonds im Portfolio hat, wird diese entweder abgesichert haben oder nur einen minimalen Anteil halten. Auch eine Entscheidung zu Beständen von irischen, spanischen und portugiesischen Titeln sollte längst gefallen sein. Das Dogma der sicheren Staatsanleihen aus dem Euro-Raum gilt längst nicht mehr, auch nicht für deutsche Bundesanleihen; die „sichere“ Kapitalanlage ist passé.

Es sind also vor allem (wieder einmal) die Banken, die griechische Bonds halten und daher vor weiteren Verlusten geschützt werden sollen. Eine Beteiligung privater Investoren macht dennoch Sinn, auch um ein Exempel gegen die Sorglosigkeit bei der Kapitalanlage zu statuieren. Institutionelle Investoren müssen ihr Risikomanagement und die Due- Diligence-Prozesse dramatisch verbessern, sich strategisch und auch personell erweitern, ihren Entscheidungen, insbesondere falschen, auch Konsequenzen folgen lassen – wenn sie in Zukunft bestehen wollen.

Die Aussichten für institutionelle Investoren haben sich stark gewandelt. Es gibt keine Garantie mehr für kontinuierlich steigende Kurse und permanenten Wohlstandszuwachs. Wir leben in Europa vermutlich schon heute in einer „Peak-Wealth“-Ökonomie, die weder mit den Wachstumsraten der Entwicklungsländer mithalten kann, noch sich selber homo gen positiv entwickeln wird. Die Zeiten von Buy-and-Hold und einfachen Kapitalanlagelösungen sind vorbei – es sei denn, Investoren haben einen 50–100-jährigen Anlagehorizont.

Elroy Dimson prognostiziert für weltweite Aktieninvestments eine Risikoprämie von zukünftig 3 % bis 3,5 % p. a. über Geldmarkt, basierend auf einem mehr als 100-jährigen Schätzzeitraum. In der Vergangenheit war diese höher. 48 Jahren musste man trotzdem statistisch investiert sein, um mit Aktien keine negative Realrendite mehr zu erzielen. Versicherungen, Banken, Pensionskassen und Fonds müssten aber 48 Bilanzen in der Periode erstellen. Das kommt Ihnen spanisch vor?

Wir brauchen neue Asset-Management-Ideen! Ein paar davon zeigen wir im aktuellen Heft.

Ihr Michael Busack
Herausgeber


Ausgabe: Absolut|report 3|2011