30.06.2020 | Research

ETF-Shortselling und Marktliquidität

Das Verbot von Leerverkäufen einzelner Aktien führt zu einem Rückgang der Liquidität dieser Titel. Investoren haben dieses Verbot in der Finanzkrise durch den Leerverkauf von ETF-Anteilen umgangen, was den negativen Effekt des Verbots auf die Aktien im unterliegenden Index vermindern konnte, zeigt ein Researchpaper von Egle Karmaziene von der University of Groningen und Valeri Sokolovski von der HEC Montréal. Während der Finanzkrise war der Verkauf vieler Aktien des Finanzsektors in den USA verboten. Während des Verbots stieg das Volumen der leerverkauften Anteile des Spider S&P 500 ETFs (SPY) um 35 % an. Ähnliche Effekte bei anderen ETFs, insbesondere solchen, die explizit den US-Finanzsektor abdecken, konnten nicht beobachtet werden. Die Autoren argumentieren, dass dies auf Größe und Liquidität des Spider ETFs sowie die hohe Korrelation des S&P 500 mit dem Finanzsektor zu dieser Zeit zusammenhängt. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Anleger ihr Ziel – das Umgehen des Leerverkaufsverbots – verschleiern wollten, da ansonsten Reaktionen der Finanzaufsicht befürchtet wurden.


Quelle: Karmaziene, Sokolovski, 2019

Die Möglichkeit, den ETF als Substitut für Leerverkäufe einzelner Aktien des US-Finanzsektors zu nutzen, hat die negativen Folgen des Leerverkaufsverbots für die im Index enthaltenen Titel verringert. Während des Verbotes hat sich die Liquidität aller betroffenen Aktien massiv reduziert. Die Auswirkungen waren für die im S&P 500 enthaltenen Aktien allerdings 9 % geringer. Dieser Effekt ist auch signifikant, wenn die allgemeine Liquiditätsentwicklung sowie Unternehmensgröße berücksichtigt werden. Zwar bedeutet dies nicht, dass dieser Unterschied vollständig auf die Nutzung des ETFs als Substitut für direkte Leerverkäufe zurückgeht, die Autoren sehen in den Ergebnissen aber eine weitere Dimension, wie ETFs die Liquidität der Konstituenten beeinflussen.


Quelle: Karmaziene, Sokolovski, 2019


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