16.08.2022 | Märkte

Europäische Banken im Klima-Stresstest

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Anfang des Jahres Stresstests bezüglich Klimarisiken bei 41 Banken durchgeführt. Der Anteil der Zinserträge aus den 22 Branchen mit den höchsten Treibhausgasemissionen beläuft sich im Durchschnitt auf mehr als 60 % der gesamten Zinserträge nichtfinanzieller Unternehmen (Median 65,2 %). Das Ausmaß, in dem dies zu einem Klimarisiko führen könnte, hängt von den Transitionsplänen der Kreditnehmer in diesen emissionsintensiven Sektoren ab. Damit die Banken in der Lage sind, ihr zukünftiges Klimarisiko abzuschätzen, raten die Autoren dazu, das Kundenengagement zu verbessern, um Einblicke in deren Planungen zu erhalten.


Quelle: EZB
 

Bei einem kurzfristigen, dreijährigen Szenario für ein ungeordnetes Übergangsrisiko und zwei Szenarien für physische Risiken (Überschwemmungsrisiko und Dürre- und Hitzerisiko) würden sich die kombinierten Kredit- und Marktrisikoverluste auf rund 70 Mrd. Euro belaufen. Dieser Wert unterschätzt das tatsächliche Risiko erheblich, geben die Autoren zu bedenken und nennen vier Gründe. Erstens sind die betrachteten Szenarien nicht so ungünstig, wie sie es bei regulären Stresstests sind. Insbesondere gibt es keinen Wirtschaftsabschwung, der mit den negativen Klimaauswirkungen einhergeht. Zweitens befinden sich die Daten und Modelle, die den Projektionen der Banken zugrunde liegen, noch in einem vorläufigen Stadium, in dem Klimafaktoren nur rudimentär erfasst sind. Drittens wurden keine aufsichtlichen Überlagerungen vorgenommen. Viertens machen die untersuchten Engagements nur etwa ein Drittel der gesamten Engagements der 41 Banken aus.


Quelle: EZB
 

Die EZB betont mehrfach, dass die durchgeführte Analyse als Lerneffekt anzusehen ist und bemängelt, dass die meisten Banken keine klar definierten langfristigen Strategien ausgearbeitet haben, die ihre Kreditvergabe an mögliche Übergangsszenarien im Klimawandel anpasst. Zwar haben viele Institute begonnen, Klimarisiken zu integrieren. Rund 60 % der Banken verfügen jedoch über kein Klimarisiko-Framework, das systematisch Anwendung findet.

 

Mit der Publikation Absolut|impact zeigt Absolut Research das Spektrum nachhaltiger Investments für institutionelle Investoren auf. Anleger erfahren durch Fachbeiträge zu Strategien, Trends, Methoden und Regulierung, wie sie nicht nur ihr Portfolio, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen (mit)gestalten können.

Abonnenten von Absolut Research können weiterführende Informationen hier herunterladen:
Mehr zum Thema "Klimarisiken"
zurück