Kontaminiert!

Mit einem mulmigen Gefühl blicken wir gerade zehn Jahre zurück. Die Finanzkrise begann zwar schon vor dem September 2008, aber der Zusammenbruch von Lehman Brothers war der Startpunkt von Verwerfungen an den Kapitalmärkten, die man sich nicht hat vorstellen können. Die zunehmende Verschuldung und intransparente Verpackung von Finanzprodukten hatte eine Blase entstehen lassen. Individuelle Risiken wurden kollektiviert. Die Produkte waren quasi kontaminiert, niemand wollte sie haben, niemand wollte einen Preis stellen. Die Kurse fielen ins Bodenlose.

Wenn aber alle zur gleichen Zeit durch die gleiche Tür gehen wollen, passt es nicht. Für langfristige und nachhaltige Strategien bleibt dann kein Spielraum.

Mit Fukushima im Jahr 2011 änderten sich dann auch für die Energieversorger die Grundlagen ihres Geschäftsmodells. Gingen sie vorher noch davon aus, dass die Entsorgung von Atommüll und der Rückbau atomarer Anlagen als Externalität auf zukünftige Generationen verschoben werden kann, ist heute deutlich, dass diese Kosten zu internen Kosten der Produzenten werden können. Der Umdenkprozess hat mit dem Atomausstieg begonnen und wird über die Kohleverstromung und alle CO2-intensiven Branchen weitergehen. Nachhaltigkeit wird daher in der Real- und Finanzwirtschaft ein zentrales Paradigma werden.

Ein wichtiges Instrument ist der neu gegründete Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung, der in dieser Ausgabe erstmals seine Anlagestrategie für mehr als 24 Mrd. Euro beschreibt und der Integration von Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien verpflichtet ist.

Michael Busack
Herausgeber