29.08.2022 | Research

Rating-basierte Divestments

Dennis Bams und Bram van der Kroft von der Maastricht University untersuchen in einem Research Paper die Auswirkungen eines Divestment aus Unternehmenswerten, das auf Basis von ESG-Ratings stattfindet. Im Idealfall führen Divestments zu höheren Kapitalkosten bei nicht nachhaltigen Unternehmen und damit zu geringeren Wachstumsraten. Sie sorgen langfristig für eine nachhaltige Transition der Wirtschaft. Oftmals basieren Divestments auf den ESG-Ratings externer Rating-Agenturen. Dies bietet Unternehmen einen Anreiz, ihre ESG-Ratings künstlich aufzublähen, also bessere Ratings anzustreben, ohne ihre tatsächliche Nachhaltigkeits-Performance zu verbessern. Die Autoren zeigen, dass ESG-Ratings nicht nur die Nachhaltigkeits-Performance, sondern auch die versprochene Verbesserung in der Zukunft berücksichtigen. Dieser Effekt ist so stark, dass sogar ein negativer Zusammenhang von tatsächlicher ESG-Performance und dem Rating besteht. Die abgegebenen Versprechen zur ESG-Verbesserung werden von den Unternehmen allerdings nicht umgesetzt. Tatsächlich besteht sogar ein signifikant negativer Zusammenhang von ESG-Performance und ESG-Rating.


Quelle: Bams, van der Kroft, 2022
 

Im nächsten Schritt wird untersucht, ob niedrigere Kapitalkosten der Anreiz für Unternehmen zur Aufblähung des ESG Ratings sind. Die Erhöhung der durchschnittlichen Ratings von Unternehmen um eine Standardabweichung senkt die Kapitalkosten um 24 Basispunkte – unter Berücksichtigung anderer Faktoren wie Größe, Standort, Branche oder Kredit-Rating. Basierend auf einer Difference-in-Differences-Analyse und einem Vergleich mit übertriebenen Kredit-Ratings kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die niedrigeren Kapitalkosten in der Tat der wesentliche Treiber sind.

Abschließend werden die Auswirkungen dieser Ergebnisse auf Wirksamkeit von Divestments als Mittel zur Förderung einer nachhaltigeren Wirtschaft analysiert. Konträr zum eigentlichen Ziel führt Divestment auf Basis von ESG Ratings zu einer Erhöhung nicht nachhaltiger Unternehmen im Portfolio: Das konservativste 10-%-Best-in-Class-Portfolio weist 217 % mehr Kontroversen, 77 % schlechtere Arbeitsbedingungen und 40 % höhere Emissionen als die Marktbenchmark auf. Solche Rating-basierten Divestments schaden in Summe der Nachhaltigkeits-Performance und fördern nicht nachhaltige Unternehmen.


Mit der Publikation Absolut|impact zeigt Absolut Research das Spektrum nachhaltiger Investments für institutionelle Investoren auf. Anleger erfahren durch Fachbeiträge zu Strategien, Trends, Methoden und Regulierung, wie sie nicht nur ihr Portfolio, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen (mit)gestalten können.

Abonnenten von Absolut Research können weiterführende Informationen hier herunterladen:
Mehr zum Thema "Divestment"
zurück