28.10.2024 | Research

Governance-Risiken durch Wachstum passiver Investoren

Die „Big Three“ Investmentmanager Vanguard, BlackRock und State Street dominieren vor allem in den USA den Markt für passiv gemanagte Fonds. Ein Research Paper der Universitäten Duke und Columbia hinterfragt die Annahme, dass diese drei Unternehmen aufgrund von Kapitalzuflüssen weiterhin ungebremst wachsen und mehr Kontrolle über den amerikanischen Aktienmarkt übernehmen könnten.

Die Autoren zeigen, dass solche institutionellen Aktionäre durch ihre geringe Teilnahme an Aktienrückkäufen im Verhältnis zum Markt einen größeren Anteil an den Aktien ihrer Portfoliounternehmen halten. Aktienrückkäufe und geringe Gebühren fördern das Wachstum dieser Fonds, genauso wie Dividendenzahlungen, die automatisch wiederangelegt werden.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, dass die Konsolidierung der Branche eine zentrale Rolle beim Wachstum der großen Investmentmanager gespielt hat. Gleichzeitig zeigt das Paper auf, dass dieses Wachstum jedoch langsamer und weniger einheitlich erfolgt ist, als oft vermutet wird.


Eigentumsverhältnisse am US-Aktienmarkt


Quelle: Alon Brav, Dorothy Lund und Lin Zhao (2024)


Es bestehen demnach mehrere Governance-Risiken, die sich aus der Konzentration ergeben. Erstens könnte sie dazu führen, dass diese wenigen Akteure de facto die Kontrolle über viele Unternehmen ausüben, was Fragen zur Legitimität und Rechenschaftspflicht aufwirft.

Zweitens haben passive Fonds geringere Anreize zur aktiven Überwachung von Unternehmen, was Governance-Probleme in den Unternehmen verstärken könnte.

Drittens besteht ein Risiko von Interessenkonflikten, da die "Big Three" Anteile an konkurrierenden Unternehmen halten, was antikompetitives Verhalten fördern könnte.

Viertens wird die mangelnde Transparenz bei der Stimmrechtsausübung kritisiert, was zu einem Mangel an Rechenschaftspflicht führen kann.

Schließlich stellt die hohe Kapital- und Machtkonzentration ein systemisches Risiko für den gesamten Markt dar, da Fehlentscheidungen weitreichende Auswirkungen haben könnten.


Eigentumsentwicklung im S&P 500


Quelle: Alon Brav, Dorothy Lund und Lin Zhao (2024)

 

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