14.12.2022 | Research

Faktoren: Marktanomalie oder Risikoprämie?

Höhere Renditen können eine Kompensation für höheres Risiko sein, aber ebenso auf verhaltensbasierte Verzerrungen oder Marktfriktionen zurückzuführen sein. Benjamin Holcblat von der University of Luxembourg, Abraman Lioui von der EDHEC Business School und Michael Weber von der University of Chicago haben in einem Research Paper zwei Testverfahren vorgestellt, um zu untersuchen, ob einzelne Faktorprämien durch Risiko erklärt werden können. Der Ansatz untersucht mikroökonomisch, ob risikoaverse Investoren das Long-Portfolio eines Faktors gegenüber dem Short-Portfolio bevorzugen. Ist dies nicht der Fall für alle Individuen, also ein Investor wählt das Short-Portfolio, welches eine niedrigere erwartete Rendite aufweist, ist Risiko eine mögliche Erklärung für das Vorhandensein der Prämie. Dabei zielt die Nullhypothese des ersten Tests auf die unbedingte Präferenz des Long-Portfolios, die zweite Nullhypothese auf die Präferenz des Long-Portfolios unter Berücksichtigung des Marktrisikos. Dabei liegt kein spezielles Risikomaß (z.B. Volatilität) oder Nutzenfunktion zugrunde, so dass alle Risiken, die risikoaverse Individuen vermeiden möchten, berücksichtigt werden – auch die höheren Momente und Extremrisiken.

Es zeigt sich, dass der Großteil der bekannten Faktoren keine Risikoprämien, sondern Anomalien sind. Dies gilt für Value (BM), Momentum, Profitability (OP) und Investment. Bei Size wird die Nullhypothese zwar verworfen, jedoch könnte dies auch eine Folge davon sein, dass keine signifikante Faktorrendite existiert. Angewandt auf ein Sample von mehr als 200 Faktoren, ergibt sich für 70 % hiervon, dass es sich nicht um Risikoprämien handelt.



Quelle: Holcblat, Lioui, Weber, 2022


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