06.02.2023 | Research

Dynamik der Produktlancierung in der ETF-Branche

Ben-David et al. haben in einem Research Paper untersucht, wie ETF-Anbieter auf Wünsche ihrer Kunden reagieren und wie potenzielle Auswirkungen auf die Produktperformance aussehen könnten. Die ETF-Branche hat sich über zwei unterschiedliche Pfade entwickelt: Der erste umfasst marktbreite Produkte, die den Anlegern die Möglichkeit zur Diversifikation bei geringen Kosten eröffnen. Angesichts der Konkurrenz unter Produktanbietern sind im Zeitverlauf die Kosten hiervon weiter gesunken. Um die Margen zu sichern, hat sich eine zweite Stoßrichtung der ETF-Anbieter gezeigt; teurere, spezialisierte ETFs, die die Nachfrage der Investoren nach aktuell populären – und überbewerteten – Themen bedienen.



Quelle: Ben-David, Franzoni, Kim, Moussawi, 2022


Die These eines dieserart in breite und spezialisierte Produkte differenzierten Marktes wird gestützt durch die unterschiedliche Preis- und Performance-Sensitivität der Investoren. Während die Asset Flows in marktbreite ETFs (klassische Cap-Weighted- sowie Smart-Beta-Ansätze) signifikant von den Kosten beeinflusst werden, spielt dieser Faktor bei spezialisierten Fonds (Themen- und Sektorfonds) keine Rolle. Hier ist vielmehr die vergangene Performance das entscheidende Kriterium. Weiterhin führt eine starke Medienpräsenz der in ETFs abgebildeten Aktien zu einem Rückgang der Preissensitivität. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass die Anleger die Kosten aus dem Blick verlieren, wenn ihre Aufmerksamkeit auf andere Aspekte gelenkt wird.



Quelle: Ben-David, Franzoni, Kim, Moussawi, 2022


Weiterhin untersuchen die Autoren, was spezialisierte ETFs für Investoren attraktiv macht. Die Möglichkeit, dass ETF-Anbieter Sektoren oder Themen identifizieren können, die positive risikoadjustierte Renditen generieren und darauf Produkte lancieren, kann verworfen werden. Tatsächlich erzielte das Portfolio aller analysierter spezialisierter ETFs von 2000 bis 2019 eine annualisierte Unterrendite von -3,2 %. Dies liegt im Wesentlichen an gerade aufgelegten spezialisierten Produkten, die in den ersten fünf Jahren eine Underperformance von -6 Prozentpunkten lieferten. Dies kann nicht durch die Kosten oder Handelsfriktionen erklärt werden. Als Grund für die Auflage und den erfolgreichen Vertrieb solcher Produkte geben die Autoren spekulative Motive der Investoren durch die Extrapolierung vergangener Renditen, also Performance Chasing, an.

 

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