Absolut versteuert...

... werden in Zukunft alle Erträge aus Aktien, wenn es nach den Wünschen der Regierungskoalition geht. Ob dies so kommen wird, bleibt abzuwarten. In Zeiten, wo die Aktienkultur in Deutschland am Boden liegt, viele Menschen sich wieder von der Aktie abwenden und die Banken sich aus der Finanzierung der Unternehmen immer weiter zurückziehen, ist diese Entscheidung sicher ein falsches Zeichen zur falschen Zeit. Gerade die Stärkung des privaten Sektors zur Finanzierung von Unternehmen mit Eigenkapital sollte für die Politik im Vordergrund stehen. Aber wo es leere Kassen gibt, müssen auch Lösungen gefunden werden, wie sie wieder gefüllt werden. Prinzipiell ist das auch richtig, wobei jedoch auch auf die Auswirkungen und die Lenkungswirkung solcher Entscheidungen geachtet werden soll. Vielleicht ist es ja Kalkül der Regierungskoalition, den Anreiz für direkte Aktieninvestments zu reduzieren, damit mehr in garantiert zu versteuernde Zinsprodukte investiert wird. Denn wo keine Kurssteigerungen, da fließen auch keine Steuern. Jeder Investor wird sich fragen, ob das Risiko eines Aktieninvestments - mit den dramatischen Volatilitäten der letzten Jahre - noch in einem akzeptablen Verhältnis steht, wenn der Staat dieses Risiko anschließend zu einem großen Teil besteuert. Was für Auswirkungen hat eine solche Entscheidung möglicherweise für Alternative Investments? Sieht man sich die gängige steuerliche Betrachtung der in Deutschland aufgelegten Hedge Fund-Index-Zertifikate an, so basieren diese auf der Aktienbesteuerung, d.h. nach einem Jahr Haltefrist ist das Zertifikat steuerfrei. Diese Regelung ist dann sicherlich nicht mehr haltbar, da es ansonsten zu einer ungleichen Besteuerung kommen würde. Können Investoren also heute noch gutgläubig in ein solches Zertifikat investieren, wenn die Absicht der Regierung bekannt ist, diese Regelung der Haltefrist aufzugeben? Müssen Anbieter von solchen Zertifikaten jetzt schon darauf hinweisen, dass es hier zu Änderungen kommen könnte, obwohl Hedge Fund-Zertifikate zunächst nichts mit Aktien zu tun haben?
Abzuwarten bleibt, wie Investmentsfonds behandelt werden - was auch Auswirkungen auf die möglicherweise in Deutschland entstehende Absolute Return-Industrie haben könnte.

Ihr Michael Busack
Herausgeber


Ausgabe: Absolut|report 8|2002