Absolut aktivistisch ...

Absolut|report 2|2007}
... haben in den letzten Monaten einige Finanzakteure Einfluss auf börsennotierte Aktiengesellschaften genommen. Sie läuten damit einen Paradigmenwechsel ein, der von vielen Marktteilnehmern in dieser Schnelligkeit so nicht für möglich gehalten wurde. Angesichts der Risiko-Rendite-Präferenzen internationaler Investoren und dem dadurch induzierten Zufluss von Kapital in Private-Equity-und Hedgefonds hat sich im Bereich der Eigenkapitalbeteiligungen eine Eigendynamik entwickelt, die zu einem veränderten Kapitalmarktumfeld führen wird.

Hedgefonds nutzen in ihrer gesamten Strategievielfalt vor allem börsennotierte Finanzinstrumente und richten ihre Handelsstrategien eher auf kurz- bis mittelfristige Kursentwicklungen aus. Sie nutzen Fehlbewertungen und Marktrisiken, setzen Derivate ein und unterlegen ihre Transaktionen mit einem aktiven Risikomanagement. Einen aktiven Einfluss auf die i.d.R. sehr langfristig ausgerichtete Unternehmenspolitik üben sie mehrheitlich nicht aus. Im Vergleich zu Private Equity sind sie viel liquider und transparenter im Hinblick auf ihre Positionsbewertung. Umgekehrt ist der Private-Equity- Bereich primär langfristig, auf steigende Unternehmensbewertungen ohne Short-Komponente ausgerichtet. Die Fondsmanager greifen eher aktiv in Unternehmensstrukturen und strategische Entscheidungen ein, pflegen also auch operational die Beteiligungen.

Die aktuelle Diskussion stellt eine Schnittmenge beider Bereiche dar: Die hohen Mittelzuflüsse ermöglichen Hedgefonds, die auf fundamentale Analysen ausgerichtet sind, aktivistisch zu handeln. Private Equity Fonds wiederum suchen neue Investmentmöglichkeiten, die sich ihnen - kombiniert mit einem hohen Leverage - zunehmend im börsennotierten Bereich bieten. Wenn Hedgefonds durch den Erwerb von Aktien als Eigentümer aktiv in Firmenentscheidungen eingreifen (z. B. Deutsche Börse, ABN Amro) und auf der anderen Seite Private Equity Fonds sich zunehmend vom außerbörslichen Bereich zu Public Equity hin orientieren (z. B. Blackstone in Deutsche Telekom), entsteht ein neues Segment.

Diese Investmentstrategien sollen hier als "Active Equity" bezeichnet werden. Active-Equity-Manager können nicht mehr eindeutig der Private-Equityoder Hedgefonds-Seite zugeordnet werden. Sie haben aber das Potenzial die Rolle der traditionellen, rein benchmarkgetriebenen passiven Fondsmanager zu übernehmen. Mit mehr Know-how und flexibleren Anlage- und Finanzierungsstrategien könnten sie die Markteffizienz wieder in den Vordergrund rücken und der immer mächtiger werdenden passiven Indexfonds-Welt als Gegenpol entgegentreten. Damit können auch Investoren aktives Alpha und passives Beta effizienter für sich nutzen.

Ihr Michael Busack
Herausgeber


Ausgabe: Absolut|report 2|2007