19.12.2023 | Research

Vereinnahmung von Faktorprämien durch Faktor-Fonds

Ein Team um Yuekun Liu von der Aalto University hat in einem Research Paper untersucht, ob Fonds mit Faktor-Strategien tatsächlich die entsprechenden akademischen Faktorprämien vereinnahmen können bzw. ob sich in der Praxis Überrenditen erzielen lassen. Hierzu werden die analysierten Fonds in vier Styles unterteilt: Dividend, Volatility, Momentum sowie Profitabilität&Investment. Im Zeitraum 2006 bis 2020 erzielte ein gleichgewichtetes Portfolio der Faktor-Fonds im Mittel ein Netto-CAPM-Alpha von -1,17 % p.a. Unter Berücksichtigung von Value- und Size-Exposure verbessert sich dieses Alpha zwar in den positiven Bereich, bleibt aber statistisch insignifikant.



Quelle: Cremers, Liu, Riley, 2023


Hinter diesen Durchschnittsergebnissen verbergen sich jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Faktor-Fonds, insbesondere in Bezug auf das Ausmaß, in dem die Fonds tatsächlich den theoretischen akademischen Faktoren entsprechen. Hierzu wird ein Maß definiert, (Active Characteristic Share, ACS), das auf der Ebene der Bestände (Portfoliogewicht) misst, wie ähnlich das Portfolio eines Factor Investing-Fonds dem Long-Side-Portfolio des theoretischen Faktors des Fonds ist. Je geringer der ACS, desto ähnlicher ist der Fonds dem akademischen Faktor. Es kann gezeigt werden, dass das Terzil der Fonds mit dem geringsten ACS eine signifikante CAPM-Überrendite von 3,8 % gegenüber dem Fondsterzil mit dem höchsten ACS erzielt haben. Damit kommen die Autoren zu dem Schluss, dass ein Fonds, der in Faktoren investiert, umso besser abschneidet, je ähnlicher sein Portfolio dem der Anomalie ist, die er nachzubilden vorgibt.



Quelle: Cremers, Liu, Riley, 2023


Zuletzt wird die Performance der Fonds mit den theoretischen Faktoren verglichen. Zwar variiert die Stärke der Evidenz, je nachdem, wie Size- und Value-Exposures berücksichtigt werden, aber die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Faktor-Fonds mit geringem ACS im Durchschnitt und nach Kosten die Performance der theoretischen akademischen Faktoren erreichen, die sie nachahmen sollen.


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