02.07.2019 | Research

Maß für Transaktionskosten von Corporate Bonds

Die Transaktionskosten von Anleihen sind aufgrund des hohen Anteils OTC-Transaktionen nur schwer zu bemessen und hängen stark vom jeweiligen Transaktionsvolumen ab, was die Vergleichbarkeit der Liquidität verschiedener Anleihen erschwert. Michael Reichenbacher und Philipp Schuster vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickeln in einem Researchpaper ein Verfahren, die Größenabhängigkeit der Transaktionskosten im Markt für Unternehmensanleihen zu eliminieren. Diese ist erheblich: Anhand einer beispielhaft gewählten US-Anleihe zeigen die Autoren, dass der Bid Ask Spread bei allen Transaktionen im Mittel 2 % beträgt. Werden nur die Transaktionen ab einem Volumen von 500.000 US-Dollar betrachtet, sinkt der Spread auf 0,2 % (rote Pfeile im Bild). Der Ansatz zur Eliminierung dieses Effektes ist zweistufig: Zunächst wird ein marktweiter funktionaler Zusammenhang zwischen Transaktionsgröße und Transaktionskosten aufgestellt. Anschließend wird ein Scaling-Faktor für jede Anleihe berechnet, der die Durchschnittsfunktion dahingehend skaliert, die beobachteten Transaktionskosten am besten zu erklären – eine Art relatives Liquiditätsmaß für die spezifische Anleihe.


Quelle: Reichenbacher, Schuster, 2019

Wird das neue Maß auf den Markt für US-Unternehmensanleihen im Zeitraum 2004 bis 2014 angewandt, um den Einfluss der Liquidität auf die Yields zu schätzen, steigt der erklärbare Anteil der Yield-Spread-Veränderungen deutlich an. Der Einfluss von Liquiditätsveränderungen auf Spread-Veränderung ist folglich deutlich höher als bei Verwendung klassischer Liquiditätsmaße. Weiterhin untersuchen die Autoren, ob das anleihenspezifische Liquiditätslevel oder das Risiko der Änderung der marktbreiten Liquidität bepreist wird. Im Gegensatz zu früheren Forschungsarbeiten ergibt sich, dass sowohl Liquiditätslevel als auch Änderungsrisiken bepreist sind. US-Anleihen zahlen folglich eine Prämie für ihre individuelle Liquidität und ihr Exposure zum marktbreiten Liquiditätsrisiko. Da beide Effekte auch ökonomisch von bedeutender Höhe sind, sollten Investoren beide Aspekte bei ihrer Portfolioallokation berücksichtigen.


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