02.04.2019 | Research

Fehleinschätzungen bei Factor Investing

Ein Team um Rob Arnott von Research Affiliates hat in einem Researchpaper drei wesentliche Probleme untersucht, die die Performance von Faktor-Investments reduzieren und von Investoren vielfach unterschätzt werden. Erstens entwickeln die Anleger häufig überzogene Vorstellungen bezüglich der zu realisierenden Renditen, zweitens können bei Nutzung einfacher Risikomanagement-Tools deutlich größere Verluste eintreten als prognostiziert und drittens werden die Diversifikationseigenschaften von Faktorportfolios überschätzt. Für den Zeitraum 1963 bis 2018 zeigen die Autoren, dass 47 populäre Faktoren weitgehend signifikante positive Renditen erzielt und gleichzeitig negative CAPM-Betas aufgewiesen haben. Besonders hoch war die Performance der Long/Short-Faktoren in schwachen Marktphasen. Dabei sollten Investoren allerdings berücksichtigen, dass die negativen Betas zum Markt, die Diversifikationsvorteile versprechen, keine Konstanten sind, sondern im Zeitverlauf stark schwanken. Auch die positiven Renditen der Vergangenheit sollten Investoren nicht in die Zukunft fortschreiben. In den vergangenen 15 Jahren hat keiner der untersuchten Faktoren eine signifikant positive Rendite erzielt.


Quelle: Arnott, Harvey, Kalesnik, Linnainmaa, 2019

Faktorrenditen sind nicht normalverteilt, sondern weisen im Mittel deutliche Schiefe und Überschusswölbung auf. Damit sind Extremereignisse vergleichsweise häufig und Investoren sollten sich auf erheblich höhere Verlustrisiken einstellen als eine Normalverteilung impliziert. Auch Portfolios aus verschiedenen Faktoren sind nicht normalverteilt. Auch die Kombination von Faktoren vermeidet nicht das Risiko von Extremverlusten, da die Extremereignisse verschiedener Faktoren oftmals gleichzeitig auftreten. Im Fazit halten die Autoren fest, dass Faktorstrategien nichtsdestotrotz zur Erzielung höherer Renditen genutzt werden können. Dabei kommt es allerdings darauf an, realistische Erwartungen zu bilden, die sich nicht auf die Performance im Backtest stützen, und Fehler in der Implementierung der Strategien zu vermeiden.


Quelle: Arnott, Harvey, Kalesnik, Linnainmaa, 2019


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