04.03.2024 | Märkte

DLT-Anwendungen im internationalen Wertpapierverkehr

In einer umfangreichen Analyse hat sich eine Arbeitsgruppe der Global Financial Markets Association (GFMA) mit konkreten Anwendungen von Distributed-Ledger-Technologien (DLT) in den globalen Kapitalmärkten und Wertpapieren beschäftigt. Unterschieden werden Einsatzgebiete im Reporting und der Administrierung sowie die Tokenisierung von Finanzinstrumenten. Es bestehen zwei Grundarten der DLT-Assets: Tokenisierte Wertpapiere, die wie traditionelle Wertpapiere emittiert und verwahrt werden aber als digitalen Zwilling einen Token erhalten, sowie Security Token, die direkt auf einer DLT emittiert und verwahrt werden und kein traditionelles Underlying als Basis besitzen.



Quelle: Boston Consulting Group (BCG), Clifford Chance, Cravath


Aufbauend auf dieser Abgrenzung untersuchen die Autoren, wie sich Tokenisierung auf die verschiedenen Abschnitte eines Wertpapiers auswirkt: von der Emission und dem Handel über das Post-Trade-Settlement und die Verwahrung sowie das Servicing. So sehen die Autoren für die Emission und den Handel von Wertpapieren insgesamt relativ geringes Verbesserungspotenzial durch DLT. Das Matching von Kauf- und Verkaufsordern ist bspw. in den liquiden Asset-Klassen bereits hochgradig automatisiert und effizient. Opportunitäten bestehen dagegen bei illiquiden Asset-Klassen oder in der Fraktionalisierung, d.h. dem Handel von Teilen eines Wertpapiers.



Quelle: Boston Consulting Group (BCG), Clifford Chance, Cravath


Großes Potenzial besteht in der technischen Handelsabwicklung, d.h. dem Clearing und Settlement nach dem Matchen von Ordern. Die größte Chance für eine DLT-basierte Abwicklung besteht bei Anlageklassen oder Transaktionsarten, bei denen eine automatisierte und präzisere Abwicklung operativ machbar ist, wie Beispiele Repos und OTC-Derivate, bei denen Zahlungen für Sicherheiten eine wichtige Rolle spielen. Zu den Vorteilen gehören das Potenzial zur Senkung der Betriebskosten, die Freigabe von Sicherheiten und die Minderung des Wiederbeschaffungskostenrisikos. Die DLT-basierte Abwicklung kann Marktteilnehmern helfen, Probleme bei den üblichen Prozessen zu lösen, wie z. B. die Hinterlegung von Sicherheiten für Repo-Transaktionen oder Nachschusszahlungen für Kreditrisiken aus Derivatekontrakten. Beispiele hierfür sind J.P. Morgan Onyx und Broadridge DLR. Sie bieten eine präzise DLT-basierte Abrechnung, die in Verträgen festgelegt werden kann und Repo-Transaktionen ermöglicht, die sich über Stunden statt Tage erstrecken.

DLT ist jedoch nicht dazu geeignet, einen marktweiten Trend zu kürzeren Abwicklungszyklen zu bewirken. Beispielsweise sind die operativen Prozesse in den Bereichen Wertpapierleihe, Prime Brokerage, Investmentfonds- und ETF-Fondsmanagement derzeit nicht in der Lage, kürzere Abwicklungszyklen umzusetzen – und die bestehenden Einschränkungen können auch nicht vollständig durch DLT behoben werden.
 

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