23.01.2024 | Research

Aktienmarkt unterschätzt Klimarisiken

Riccardo Rebonato vom EDHEC-Risk Climate Impact Institute untersucht in einem Research Paper, ob Klimarisiken hinreichend in Aktienkursen eskomptiert sind und welche Risiken bei mangelhafter Einpreisung bestehen. Die Ergebnisse bisheriger Studien, ob die Risiken des Klimawandelns in Aktienkursen berücksichtigt werden, sind uneindeutig und wenig robust. Es scheint, dass Asset-Preise, wenn überhaupt, nur in geringem Maße von Klima-Informationen beeinflusst werden.

Zwei mögliche Gründe dafür sind entweder, dass die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels gering sind – auch wenn keine Maßnahmen ergriffen werden – oder dass durch entsprechende Klimaschutzmaßnahmen zu große Auswirkungen vermieden werden können. Erstere Begründung wird von den Autoren abgelehnt: Selbst, wenn die ökonomischen Auswirkungen aggregiert gering sind, könnten Effekte auf Branchenebene sehr wohl groß sein. Klima-Betas sind allerdings auch für die einzelnen Sektoren gering.
Hinsichtlich der zweiten Begründung erfolgreicher Klimaschutzmaßnahmen geben die Autoren zu bedenken, dass die Emissionsreduzierungen zur Erreichung eines 2°C-Ziels zwar technisch nicht unmöglich sind, aber eine sehr schnelle Umkehr des aktuellen Trends erfordern. Auch dies scheint kein geeignetes Basisszenario.
 


Quelle: Rebonato, 2023
 
Angesichts der Tatsache, dass Klimarisiken vermutlich hohe Auswirkungen auf den Output haben werden und ein Soft-Landing-Szenario unwahrscheinlich ist, diese Effekte in den Preisen aber nicht deutlich widergespiegelt werden, gibt es noch eine weitere mögliche Begründung: Treten die Schäden in weit entfernter Zukunft auf, werden sie heute so stark diskontiert, dass sie vernachlässigbar gering erscheinen. Selbst bei zeitlich fernen Auswirkungen argumentieren die Autoren allerdings, sollten schon heute Änderungen beim Diskontsatz erkennbar sein.
Davon ausgehend, dass der Klimawandel signifikante Auswirkungen auf die Cashflows haben wird, müssen sich die Preise irgendwann an diese Gegebenheiten anpassen. Erfolgt dies graduell, geht es mit einer längerfristigen Reduzierung der Portfoliorenditen einher. Erfolgt die Anpassung plötzlich, kann mit höherer Volatilität und einer Liquiditätsverringerung gerechnet werden. Langfristig orientierte Anleger sollten diese potenzielle Risikoquelle berücksichtigen.

Prof. Rebonato kommentiert zudem die Nutzung von Klimaszenarien in Finanzanalyse und Portfoliosteuerung in einem Beitrag im Absolut|impact #4/2023. Abonnenten finden den Kommentar hier.


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