11.08.2016 | Absolut|analyse

Stiftungsfonds - Marktanalyse und Fondsperformance

Die Absolut|analyse „Stiftungsfonds – Marktanalyse und Fondsperformance“ untersucht die Eigenschaften und Performance von Stiftungsfonds und zeigt die Entwicklung des Marktsegments auf.



Viele der 21.000 deutschen Stiftungen sind zu klein, um für die Verwaltung der Kapitalanlagen ein professionelles Asset Management zu unterhalten. Um dennoch ausreichende Erträge aus den Kapitalanlagen zu erzielen, und den Stiftungszweck aufrecht erhalten zu können, werden zunehmend spezielle Stiftungsfonds erworben, die es erlauben, die Verwaltung des Vermögens einem professionellen Portfoliomanager zu übertragen. Die Bezeichnung „Stiftungsfonds“ enthält keine Aussage zur Anlagestrategie. Aufgrund des hohen Sicherheitsbedürfnisses von Stiftungen handelt es sich jedoch bei diesen Produkten in der Regel um Mischfonds mit einer defensiven Anlagestrategie sowie einem Nachhaltigkeitsfokus. Die meisten Stiftungsfonds bestehen daher zu einem großen Teil aus Anleihen. Es gibt allerdings auch Stiftungsfonds mit einem deutlich höheren Aktienanteil. Diese Fonds diversifizieren beispielsweise ein konservativ ausgerichtetes Grundstockvermögen, das in Anleihen und Immobilien investiert ist, oder können bei ausreichend hohem Risikobudget eine Möglichkeit sein, die langfristige Ertragserwartung zu steigern.

In den vergangenen fünf Jahren ist das Volumen der Stiftungsfonds von 12,6 auf gut 37 Mrd. Euro angestiegen. Grund hierfür sind im Wesentlichen Mittelzuflüsse, während Wertsteigerungen nur einen vergleichsweise geringen Anteil hatten. Größter Anbieter in diesem Fondsuniversum ist Natixis, deren DNCA Eurose ein Volumen von 4,6 Mrd. Euro aufweist. Dahinter folgen Allianz Global Investors mit einem Stiftungsfondsvolumen von 3,9 Mrd. Euro und die Deutsche Asset Management mit 3,5 Mrd. Euro, die jeweils mehrere Stiftungsfonds vertreiben. Im Mittel beträgt das Fondsvolumen 270 Mio. Euro. Mit 127 Produkten ist die überwiegende Mehrzahl der Fonds in der Basiswährung Euro aufgelegt, lediglich 7 bzw. 4 Fonds verwenden den Schweizer Franken bzw. das britische Pfund als Referenzwährung des Portfolios.

Die Gebühren von Stiftungsfonds weisen ein für Anleger attraktiveres Profil auf als klassische Mischfonds. Der Median der laufenden Kosten (Ongoing Charges) liegt für Stiftungsfonds bei 1,15 % gegenüber 1,65 %  bei klassischen Mischfonds. Weiterhin ist die Bandbreite der Gebühren bei den klassischen Mischfonds höher. Im Gegensatz zur Total Expense Ratio (TER) werden bei den laufenden Kosten auch die Kosten von Zielfondsinvestments berücksichtigt, also die dem Anleger durch Kosten tatsächlich entstehenden Verluste deutlicher dargestellt. Nicht enthalten sind dagegen performanceabhängige Gebühren sowie Ausgabeaufschlag und Transaktionskosten auf Fondsebene.

Angesichts der konservativen Ausrichtung von Stiftungsfonds sind in den Portfolios üblicherweise die Anleihenanteile mit ca. 50 % dominierend. Üblich sind Aktienquoten von durchschnittlich etwa 30 %. Auffällig ist die bei vielen Fonds nicht unerhebliche Cash-Quote. Im Mittel hielten die untersuchten Stiftungsfonds über den Beobachtungszeitraum von fünf Jahren einen Liquiditätsanteil von knapp 20 %. Allerdings lag dieser Anteil bei den Produkten mit der schwächsten Performance teils deutlich darüber. In Einzelfällen wurde sogar mehr als die Hälfte des Fondsvermögens in liquiden Mitteln gehalten.

Im Durchschnitt konnten Stiftungsfonds über die vergangenen fünf Jahre eine Wertsteigerung von 19 % erzielen. Vergleicht man sie mit einem Benchmark-Portfolio, das zu 50 % aus Anleihen, 30 % aus Aktien und 20 % aus Cash besteht, beträgt die annualisierte Renditedifferenz 2,1 Prozentpunkte, was sich größtenteils durch die laufenden Fondskosten, durchschnittlich 1,25 %, erklären lässt. Es fällt auf, dass die Fonds mit der höchsten Rendite über die vergangenen drei Jahre Produkte mit vergleichsweise hoher Aktienquote sind. Diese Fonds konnten von der positiven Aktienmarktentwicklung besonders profitieren, beinhalten jedoch auch das höchste Rückschlagpotenzial.

Performance von Stiftungsfonds in Relation zu verschiedenen Benchmarks
 
Quelle: Indexanbieter, Absolut Research GmbH

Im Nullzinsumfeld ist es nicht überraschend, dass sich die durchschnittliche Verzinsung der in den Portfolios der Stiftungsfonds gehaltenen Anleihen im Zeitablauf verringert hat. Betrug der mittlere Coupon per Mai 2013 noch 3,9 %, ist dieser drei Jahre später auf 3,1 % gesunken. Um mit dem Anleihenteil des Portfolios dennoch eine akzeptable Rendite zu erzielen, haben die Fonds mit einer Durationsverlängerung reagiert. Im Mittel beträgt die modifizierte Duration der Anleihenportfolios von Stiftungsfonds 4,9, vor drei Jahren war es noch 4,0. Dies hat zur Folge, dass sich Zinsanstiege stärker in der Wertentwicklung der Fonds niederschlagen würden.

Diese Analyse basiert auf der Publikationsreihe Absolut|ranking, in der monatlich mehr als 11.000 institutionelle Long-Only-Publikumsfonds, aufgeteilt in 25 Asset-Klassen und Marktsegmente und mehr als 100 Universen untersucht werden. Das Stiftungsfonds-Universum, das Teil des Absolut|ranking Balanced ist, umfasst 138 Fonds.

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