19.07.2013 | Analyse

Risk Parity: Schwarzer Schwan oder Strategieproblem?

  • Markteinbruch im Mai und Juni führt zu hohen Verlusten bei Risk-Parity-Fonds
  • Fonds mit hohem Hebel besonders betroffen
  • Risk Parity nicht in jedem Marktumfeld überlegen
  • Risikomanagement gewinnt für Anleger an Bedeutung



Aufgrund der historisch positiven Entwicklung erfreute sich die Risk-Parity-Strategie zunehmender Beliebtheit. Bei diesem Ansatz wird das Investmentkapital so verteilt, dass jede Asset-Klasse den gleichen Risikobeitrag (z.B. zur Volatilität) zugewiesen bekommt. Die Monate Mai und Juni stellten für Risk-Parity-Strategien nun erstmals ein Extrem-Szenario dar, das die Risiken dieser Strategie offenbarte, und zu entsprechenden Verlusten führte. Diese Entwicklungen nimmt Absolut Research zum Anlass die umfangreiche Analyse der Risk-Parity-Strategie aus dem Jahr 2012 zu aktualisieren und besonders die Entwicklungen des Fondsegments zu betrachten.


Indexierte Wertentwicklung im Mini-Crash

Quelle: Absolut Research GmbH


In den vergangenen zwei Monaten verloren Risk-Parity-Fonds binnen kurzer Zeit bis zu 20% an Wert und gaben 30% - 40% ihrer in einigen Jahren angehäuften Gewinne wieder ab. Besonders Fonds mit hohem Exposure in risikobehaften Fixed-Income-Segmenten, wie Schwellenländeranleihen, High-Yield oder inflationsindexierten Produkten, sowie Strategien mit hohem Hebeleinsatz mussten Verluste von über 10% und in der Spitze bis 20% verkraften. Da es sich bei den meisten Produkten um Long-Only-Strategien handelt, war jedoch ex-ante offensichtlich, dass diese Strategien Verluste aufweisen würden, sofern in allen relevanten Anlageklassen gleichzeitig Kursverluste auftreten. Insofern hat die Performance der Strategien natürlich nicht enttäuscht, sondern ist Ergebnis der Konstruktionsmechanik. Wenn, wie im aktuellen Marktumfeld Zinspapiere stärkere Verluste erfahren als Aktien, läuft die Strategie einem traditionellen Mischportfolio hinterher.

Sofern der Asset-Manager seine Risiko-Management-Prozesse überarbeitet und das aktuelle Szenario sinnvoll bewertet und einbindet, ist das Konzept für Anleger jedoch langfristig weiterhin attraktiv. Im aktuellem Marktumfeld mit niedriger Volatilität in den Anleihenkursen, jedoch gestiegener Unsicherheit am Zinsmarkt, wie die jüngsten Entwicklungen des CBOE Interest Rate Swap Volatility Indexes zeigen - dem Zinspendant des Aktienvolatilitätsbarometers VIX - stellt sich allerdings die Frage, ob es für Anleger sinnvoll ist auch künftig mit hohen Hebeln im Anleihensegment zu operieren.


Regelmäßige Performanceanalysen zu den Risk-Parity-Fonds sowie einer einzigartigen Auswahl institutioneller Publikumsfonds mit alternativen Anlagestrategien werden im Alternative Strategy Fonds Monitor von Absolut Research durchgeführt.

Abonnenten des Absolut|report finden weitergehende Informationen zu Risk-Parity-Strategien in den Artikeln von Harold Heuschmidt und Dr. Torsten von Bartenwerfer "Risk Parity in Erwartung steigender Zinsen" sowie dem Artikel "Tail Risk Parity - Management von Extremrisiken in institutionellen Portfolios" von Ashwin Alankar und Michael Depalma.

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