17.11.2015 | Absolut|analyse

Dividendenstrategien im Niedrigzinsumfeld

Langfristige Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Aktieninvestments ein Großteil der Performance nicht durch Kursgewinne, sondern durch die regelmäßigen Dividendenausschüttungen entsteht. Im Nullzinsumfeld werden Aktien mit hoher Dividendenrendite zunehmend als Ersatz für auslaufende festverzinsliche Wertpapiere betrachtet – was riskant sein kann.



  • Langfristige Outperformance breiter Marktportfolios
  • Deutlich gesteigerte regelmäßige Einkommen gegenüber traditionellen Aktieninvestments
  • Dennoch stellen Dividendenstrategien keinen Fixed-Income-Ersatz dar


In Deutschland ließ sich über 10-jährige Staatsanleihen zuletzt nur eine Rendite von weniger als 0,6 % im Jahr erzielen. Auch mit hochqualitativen europäischen Unternehmensanleihen bestehen nur noch wenig Aussichten, höhere Renditeziele erreichen zu können. Auf der anderen Seite sind die Dividendenauszahlungen deutscher und internationaler Unternehmen in den vergangenen Jahren stetig angestiegen.

Werden statt breiter Marktindizes spezielle Dividendenstrategien verfolgt, lässt sich die Höhe der vereinnahmten Ausschüttungen weiter steigern. Während die momentane Dividendenrendite des MSCI World Index 2,5 % beträgt, liegt die des MSCI World High Dividend Yield, der knapp 300 Unternehmen aus Industrieländern mit hohen Ausschüttungen und Qualitätscharakteristika umfasst, bei 4 %. Ähnlich stellt sich die Situation beim Vergleich von Stoxx Europe 600 und Stoxx Europe Select Dividend 30 dar.

Über lange Zeiträume ließ sich durch eine derartige Dividendenstrategie im US-Aktienmarkt der Gesamtmarkt sowohl in deflationären als auch moderat inflationären Phasen outperformen. Die letzten 10 oder 5 Jahre liegen Dividendenstrategien global und in Europa jedoch teils deutlich hinter klassischen Benchmarks, während sie in den USA den Gesamtmarkt bei sogar etwas niedrigerer Volatilität outperformten, wie Abbildung 1 zeigt. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Dividendenstrategien auch über längere Zeiträume nicht automatisch ertragreicher sind als Investments in den Gesamtmarkt. Dies hängt auch mit teils abweichenden regionalen oder Branchenexposures der Dividendenansätze zusammen.

1|Vergleich von klassischen und Dividendenindizes

Quelle: Absolut|analyse, Absolut Research GmbH

Investoren können über Dividendenfonds, ob aktiv oder passiv, in diese Strategien investieren. Trotz der vermeintlich hohen Renditen sollten Investoren berücksichtigen, dass auch Dividendentitel Aktieninvestments sind, die den üblichen Aktienrisiken unterliegen. Investoren sollten daher Dividendenansätze nicht als Fixed-Income-Ersatz begreifen, sondern als eine Aktienstrategie mit dazugehörigen Chancen und Risiken.

Aktive wie passive Ansätze haben Vor- und Nachteile. Grundsätzlicher Vorteil passiv gemanagter Fonds ist die Gebührenstruktur. Zwar sind Dividenden-ETFs mit Total Expense Ratios von im Mittel ca. 0,35 % meist teurer als Produkte auf breitere Benchmark-Indizes, jedoch liegen die Verwaltungskosten weit unterhalb der Gebühren, die Fondsmanager für ihre aktiv verwalteten Produkte fordern. Der Nachteil ist die Unflexibilität von Indexkonzepten, schnell auf Änderungen des Marktumfeldes zu reagieren.

Auf Sicht von fünf Jahren erzielten die aktiv verwalteten Dividendenfonds meist bessere Performance- und Risikokennziffern als Dividenden-ETFs mit vergleichbarem regionalem Fokus. In Europa und Asien lagen die konventionellen Fonds sowohl bei Rendite als auch bei Volatilität und Extremverlusten vor den ETFs – und das teilweise erheblich. Während europäische aktiv verwaltete Fonds über 60 Monate im Mittel einen Maximalverlust von rund 19 % erlitten, waren es bei den ETFs fast 21 %. Gleichzeitig war die annualisierte Rendite der passiven Produkte mit 6,3 % rund 160 Basispunkte schlechter als die der aktiven Fonds. Bei den Produkten mit globalem Fokus schnitten die passiven Produkte unter dem Risikoaspekt zwar etwas besser ab, blieben aber bei der Performance und risikoadjustierten Performance hinter den aktiven Fonds zurück. Lediglich bei den US-zentrierten Dividendenkonzepten konnten die ETFs im Mittel mehr überzeugen.

Annualisiert konnten die globalen Dividendenfonds – aktiv und passiv – im Mittel eine Rendite von 5,6 % bei einer Volatilität von 12,9 % p.a. erwirtschaften. Damit liegen sie hinter einer marktbreiteren Strategie wie dem MSCI World Index, der im selben Zeitraum jährlich um 8,3 % stieg, und das bei niedrigerer Volatilität. Analog stellt sich die Situation über 36 Monate dar. Einzelne Dividendenstrategien konnten allerdings den Markt durchaus outperformen.

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