22.11.2022 | Research

Greenwashing und Reporting beim Klimaschutz

Ein Team um Julia Bingler von der ETH Zürich untersucht die Geschäftsberichte internationaler Aktienunternehmen auf Greenwashing bzw. Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz. Hierzu nutzen die Autoren einen skalierbaren Deep-Learning-Ansatz. Das vortrainierte Modell ClimateBert wird zur Auswertung von 14.584 Jahresberichten der Konstituenten des MSCI World für die Jahre 2010 bis 2020 herangezogen und analysiert, wie präzise die Aussagen hinsichtlich des Klimaschutzes in den Berichten sind. Der Anteil präziser vs. schwammiger Formulierungen wird dann als Maß für Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz verwendet.

Es zeigt sich, dass ein höherer Anteil institutioneller Eigner am Unternehmen oder Zielunternehmen der Investoren-Engagement-Initiative Climate Action 100+ mit einem geringeren Risiko für Cheap Talk bei Klimaschutzaspekten einhergeht. Gleiches gilt für Unternehmen aus Branchen, die ein hohes Exposure zu Klimarisiken aufweisen oder sich bei ihren Disclosures auf Downside-Risiken fokussieren, um Berichtspflichten zu finanziell relevanten Informationen zu erfüllen. Anders als von den Autoren erwartet, geht die Unterstützung der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) allerdings mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Cheap Talk einher.
 


(Ausschnitt) Quelle: Bingler, Kraus, Leippold, Webersinke, 2022
 

Die Ergebnisse zeigen, dass Engagement-Strategien institutioneller Anleger die Qualität und Entscheidungsrelevanz der Klimaschutz-Berichte und -Commitments erheblich verbessern können. Weiterhin ist ersichtlich, dass die TCFD Disclosures zusätzlicher Standardisierungen bzw. Leitlinien bedürfen, damit Berichte und Commitments für die Investoren und Finanzaufsicht relevant und nützlich sind.


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