23.06.2022 | Märkte

Lenkung von Finanzströmen für globale Klimaziele

Das Finanzsystem ist zum einen mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert und spielt zum anderen eine zentrale Rolle bei dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund analysieren Dimitri Demekas und Pierpaolo Grippa in einem Working Paper des International Monetary Fund (IMF) die Rolle von Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden bei der nachhaltigen Neuausrichtung der Finanzströme.
Die Integration klimabezogener Risiken in den Aufsichtsprozess, befindet sich im Vergleich zu anderen Arten von Finanzrisiken noch in einem frühen Stadium. Aus rechtlicher bzw. Durchsetzungsperspektive gibt es keine spezifischen Hindernisse, jedoch gibt es größere operative und praktische Herausforderungen. Die Abschätzung klimabezogener Risiken stellt aufgrund ihres langfristigen Charakters und der Ungewissheit über die möglichen Klimapfade eine große Herausforderung dar. Die drei am häufigsten genannten Herausforderungen sind die Datenverfügbarkeit, das Fehlen eines soliden methodischen Rahmens für die Bewertung und Messung klimabezogener Finanzrisiken und Schwierigkeiten bei der Abbildung der Übertragungskanäle für klimabezogene Risiken.

 

Quelle: IMF (2021)
 
Es gibt eine Reihe an Möglichkeiten, wie makroprudenzielle politische Maßnahmen und mikroprudenzielle Aufsichtsinstrumente eingesetzt werden könnten, um klimabedingte Risiken zu mindern. Beispiele dafür sind Expositions- oder Konzentrationsgrenzen für "braune" Wirtschaftssektoren und/oder Staaten mit erhöhtem Umweltrisiko sowie die Berücksichtigung klimabasierter Faktoren bei der Einstufung von systemrelevanten Finanzinstituten (SIFI). Zudem gibt es viele Vorschläge für eine Ökologisierung der drei Säulen der Basel-III-Eigenkapitalregelung. Die Einbeziehung klimabezogener Risiken in die zeitliche (antizyklische) Dimension der makroprudenziellen Maßnahmen ist konzeptionell schwieriger.


Quelle: IMF (2021)

Die Politik und die Regulierungsbehörden sind derzeit auf die Einbeziehung von Klimafaktoren in private Kredit- oder Investitionsentscheidungen und die korrekte Bepreisung klimabezogener Risiken konzentriert. Kritiker halten diesen risikoorientierten Ansatz für unzureichend und argumentieren, dass Zentralbanken und Regulierungsbehörden ihre politischen Instrumente direkt einsetzen sollten. Doch ihre Einbindung in die Förderung spezifischer Klimaziele würde auch eine Erweiterung oder Änderung ihrer derzeitigen Mandate sowie eine Stärkung ihrer Aufsichts- und Rechenschaftspflicht erfordern. Das könnte nicht nur Herausforderungen bei der operativen Umsetzung bergen, sondern auch unbeabsichtigte Folgen für die Finanzmärkte haben.

 

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