19.03.2024 | Research

ETFs vs. Indexfonds: Präferenz hängt von Liquiditätsbedarf ab

Anna Helmke von der University of Pennsylvania hat in einem Research Paper modellbasiert die optimale Portfolioallokation zwischen ETFs und klassischen Indexfonds untersucht. Obwohl ETFs und Investmentfonds auf denselben Index durch ihre gemeinsamen Wertpapierportfolios identische grundlegende Risiken aufweisen, sind ihre Payoffs nicht immer gleich. Bei unterschiedlichen Liquiditätsanforderungen von Investoren werden ETFs nicht generell gegenüber klassischen Indexfonds bevorzugt. Stattdessen können beide Fondstypen koexistieren, da sie den unterschiedlichen Liquiditätsbedürfnissen der Anleger gerecht werden.

Bei klassischen Indexfonds sichern sich Anleger gegenseitig gegen kurzfristigen Liquiditätsbedarf ab, indem sie die Rücknahme von Fondsanteilen zum NAV des Fonds am Tagesende ermöglichen. Insbesondere in illiquiden Indexsegmenten wie Unternehmensanleihen und in Zeiten von Marktstress schützt dies Anleger mit akutem Liquiditätsbedarf vor potenziell hohen Handelskosten. Die Kosten der kurzfristigen Liquiditätsbereitstellung führen zu einer Anteilsverwässerung bei den verbleibenden, langfristigen Investoren.

Demgegenüber gibt es bei ETFs keine derartige gegenseitige Versicherung durch eine Handelsmöglichkeit zum NAV. Da die Preisbildung von ETF-Anteilen von der kontinuierlichen Bereitstellung von Liquidität auf dem Sekundärmarkt durch Authorised Participants abhängt, kann es kurzfristig zu Diskrepanzen zwischen den ETF-Preisen und dem zugrundeliegenden NAV kommen, was eine übermäßige Preisvolatilität zur Folge hat. Entsprechend favorisieren Anleger mit kurzfristigem Liquiditätsbedarf tendenziell klassische Indexfonds, wohingegen langfristiger orientierte Investoren ETFs bevorzugen.



Quelle: Helmke, 2023


Wird erstmalig ein ETF auf einen Index lanciert, sind bisherige Indexfondsinvestoren auf diesen Index, die wahrscheinlich in der Zukunft dringend Liquidität benötigen, schlechter gestellt als zuvor: Werden die Assets eines Indexfonds zwischen einem ETF und einem klassischen Indexfonds aufgeteilt, werden die Liquiditätsrisiken, denen die Anleger des Indexfonds ausgesetzt sind, von einer kleineren Gruppe von Akteuren getragen, wodurch das Ausmaß der Liquiditätsmitversicherung für jeden einzelnen Anleger innerhalb dieser Gruppe verringert wird. Anleger mit einem geringen erwarteten Liquiditätsbedarf profitieren davon, da sie bei einem ETF-Investment diese Versicherungsleistung für andere Investoren nicht mittragen müssen.


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